13.04.17
Möbeljagd in Bosnien
Lange hat es gedauert, doch endlich ist er da. Unser Reisebericht über die Möbeljagd in Bosnien.
Unweigerlich verbindet man Bosnien-Herzegowina mit Krieg. Noch deutlich hat man die Bilder aus den Neunzigern vor Augen, in denen das Land von einem blutigen Bürgerkrieg heimgesucht wurde. Oder das Attentat von Sarajevo, bei dem der Thronfolger Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdidand, ermordet worden ist, was letztlich zur Julikrise und dem ersten Weltkrieg führte.
Zum Glück gehören diese Zeiten der Vergangenheit an und seit einigen Jahren wächst die Wirtschaft in dem vom Krieg gebeutelten Land. Hauptexportgüter sind Mineralien und Holz. Daher ist es also kein Wunder, dass man dort auch hochwertige Massivholzmöbel bekommt.
Unsere Reise begann in Tuzla, denn dort befindet sich einer der vier internationalen Flughäfen in Bosnien-Herzegowina. Wer aber jetzt bei dem Begriff „internationaler Flughafen“ an Frankfurt oder Singapur denkt, hat weit gefehlt. Lediglich eine Airline steuert den Flughafen an und 2014 wies er mit knapp 150.000 Menschen ein im internationalen Vergleich sehr geringes Passagieraufkommen auf.
Der Flughafen mit dem höchsten Passagieraufkommen der Welt, der Hartsfield-Jackson Atlanta International Airport in den USA, hatte 2015 einen Durchlauf von über einer hundert Millionen Passagieren. Aber uns störte das wenig, denn den Trubel an solchen Flughäfen vermisst man überhaupt nicht, sobald man im gemütlichen, irgendwie familiären Tuzla landet.
Selbst bei der Gepäckausgabe fühlte man sich nicht wie an einem internationalen Flughafen, sondern mehr wie bei einer sehr gastfreundlichen Familie Zuhause. Die Gepäckstücke wurden hier einzeln von Hand durch eine kleine Öffnung in der Wand auf ein Rollfeld geschoben, das vielleicht gute fünf Meter misst.
Draußen erwartete uns dann erstmal ein wolkenbehangener Himmel und Nieselregen. Vor dem Hintergrund dieses grauen Himmels entfaltete sich auf der Fahrt zum Hotel jedoch die raue Schönheit des Landes, das zuweilen wie eine Momentaufnahme, ein Zeitzeugnis wirkt. Das Gefühl ist vergleichbar mit dem, das man empfindet, wenn man ein Polaroid aus der Kindheit ansieht. Es wird nie wieder so sein, aber es hat noch die Magie und Schönheit von damals, nur etwas verblichener und älter.
In krassem Gegensatz dazu stehen natürlich die vom Krieg verwüsteten Gebäude und Denkmäler, an denen man noch deutlich die Einschusslöcher von damals erkennen kann. Wie ein Mahnmal tauchen sie in der Landschaft auf und erinnern an die Geschichte des Landes.
Noch deutlich sind auch die Überbleibsel der Sozialistisch Föderativen Republik Jugoslawiens (SFRJ) zu erkennen, die in ihrer Wirtschaftspolitik auf die sozialistische Marktwirtschaft setzte. Dabei werden Aspekte der Zentralverwaltung mit denen der freien Marktwirtschaft gemischt. An einer der Möbelmanufakturen zum Beispiel zierte ein großer Schriftzug mit „Namjestaj“ die Wand. Auf die Frage hin, was es bedeute, bekamen wir die Antwort: „Möbel“ Aufgrund der zentralistischen Wirtschaft wurden die Fabriken einfach nach dem benannt, was sie herstellten.
In Gradačac stießen wir auf diesen kroatischen Panzerzug aus dem Bürgerkrieg, der bei einer Offensive in die Hände der Bosnier gefallen war. Er wurde als Denkmal wieder hergerichtet, wobei die Einschusslöcher der Granaten mit der neuen Lackierung beinahe wie Stahlblumen wirken, die aus dem Wrack wachsen.
Kulinarisch waren wir absolut zufrieden mit der bosnischen Hausmannskost. So manches Restaurant erinnerte uns doch sehr an die schwäbische oder bayerische Urgemütlichkeit.
Wo wir schon bei Bayern sind: Was das Bier anbelangt, müssen sich die Bosnier sicher nicht verstecken. Das Bier war süffig und konnte gut getrunken werden. Allerdings gibt es in ganz Bosnien-Herzegowina unseres Wissens nach nur fünf aktive Brauereien. Da fehlen also noch einige, um auf bayerisches Niveau zu kommen. Hier ein Bild von der abendlichen Verkostung im Restaurant.
Im Zuge des Wiederaufbaus des Landes, haben sich wohl auch die Straßenverhältnisse geändert. Anders konnten wir uns dieses Straßenschild nicht erklären.
Die erste Möbelmanufaktur auf unserer Reise lag relativ unscheinbar mitten in einem Wohngebiet. Wie oben schon erwähnt, ist Holz eines der Hauptexportgüter des Landes. Daher ist es kein Wunder, dass sich das Handwerk rund um die Verarbeitung des Holzes zu qualitativen Möbeln als verlässliche Einkommensquelle erweist.
Neben Tischen und Stühle, wurde uns unter anderem dieses altehrwürdige Bänklein präsentiert, das wohl zur Firmengeschichte gehört. Vielleicht sollte es stellvertretend für die robuste und langlebige Qualität der Massivholzmöbel stehen.
Natürlich bekamen wir auch die Neuheiten zu sehen. Darunter befanden sich einige besonders schöne Modelle mit elegantem, modernen Design.
Oder wie wäre es mit einem neuen Boden aus Holz?
Die zweite Fabrik auf unserer Reise war da schon etwas größer und wurde auch nicht mehr vom Schriftzug „Namjestaj“ geprägt.
Alles in allem konnten wir ein paar wirkliche schöne Möbel mit nach Deutschland bringen, die ihr hoffentlich bald auch im Shop kaufen könnt. Das kleine Retro-Bänklein mussten wir leider dort lassen, da es unbezahlbar war.
Klar, das Land hat noch mit den Folgen des Krieges und der Korruption in der Politik zu kämpfen, doch wir sind mit einem durchaus positiven Eindruck zurückgekehrt. Wir wurden sehr freundlich empfangen und fühlten uns zu keiner Zeit unsicher.
Wer von deutschen Standards ausgeht, der wird sich vermutlich nicht für einen Bosnien-Urlaub entscheiden. Aber das Land hat wirklich schöne und interessanten Ecken. Wenn ihr mehr über Bosnien erfahren wollt, bucht doch einfach einen Kurztrip und verschafft euch selbst ein Bild. Es muss ja nicht immer Mallorca sein.
Wenn ihr wissen wollt, wann die Möbel im Shop verfügbar sind, dann folgt uns auf unseren Social-Media-Kanälen.